Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB) sind weit mehr als ein Pflichtprogramm. Sie sind eine echte Chance, Klarheit und Vertrauen zu schaffen – für alle beteiligten Parteien. Richtig gemacht, können sie Prozesse vereinfachen, Risiken reduzieren und die Zusammenarbeit nachhaltig stärken. Das Beste daran? Sie lassen sich genau so gestalten, wie es zum eigenen Geschäftsmodell passt.
1. Individuelle AGB statt Copy-Paste – das Geschäftsmodell im Zentrum
Online-Templates sind schnell gefunden – und oft ein guter Startpunkt. Aber so nützlich sie als Inspiration sein mögen: Sie ersetzen keine Auseinandersetzung mit dem eigenen Geschäftsmodell. Denn genau das ist die Grundlage für wirksame und verständliche AGB.
Wie funktioniert dein Business konkret? Wer sind deine Kund:innen, wie kommen Verträge zustande, welche Leistungen bietest du an? Diese Fragen sind der Schlüssel für wirksame, verständliche und praxisnahe AGB. Denn jedes Geschäftsmodell ist einzigartig – und genau das darf und soll sich in den AGB widerspiegeln.
Unsere Erfahrung zeigt: Je besser die AGB zur Realität passen, desto klarer die Kommunikation – und desto grösser die Rechtssicherheit.
2. Struktur schafft Übersicht und Vertrauen
AGB dürfen und sollten verständlich, übersichtlich und benutzerfreundlich sein. Gerade bei vielfältigen Angeboten ist es sinnvoll, die AGB so zu strukturieren, dass sich deine Kund:innen schnell zurechtfinden – und du selbst den Überblick behältst.
Ein bewährtes Modell:
- Allgemeiner Teil – der für alle Leistungen unabhängig des Angebots gilt (z. B. Steuern, Zahlungsmodalitäten etc.)
- Leistungsspezifische Abschnitte – z. B. Softwareentwicklung, Schulungen, Verkauf physischer Produkte, jeweils mit eigenen Bestimmungen
- Schlussbestimmungen – z. B. Klausel wie die AGB geändert werden können, Klausel zum Gerichtsstand und anwendbaren Recht etc.
Gerade bei Unternehmen mit mehreren Angebots-Sparten hilft eine solche Gliederung enorm. Du zeigst damit nicht nur Professionalität, sondern unterstützt auch deine Kund:innen dabei, das Wesentliche schnell zu erfassen.
3. Diese Punkte sollten immer mitgedacht werden
Einige Inhalte sollten in keiner AGB fehlen:
- Formvorschriften: Nicht nur für Änderungen, sondern auch für den Vertragsschluss selbst. Wann gilt ein Vertrag als abgeschlossen? Was heisst Schriftlichkeit? Hierzu empfehlen wir dir auch unseren Blogbeitrag Verträge (digital) richtig unterzeichnen.
- Anwendbares Recht und Gerichtsstand: Gibt Sicherheit im Fall der Fälle.
- Erbringung der Leistung durch Dritte (Subcontracting): Zulässig? Wenn ja, unter welchen Bedingungen?
- Übertragung von Rechten und Pflichten: Dürfen Rechte und Pflichten an andere Parteien übertragen werden?
- Änderung der AGB: Wie wird kommuniziert? Wird ein Sonderkündigungsrecht eingeräumt?
Diese Elemente sorgen für Verlässlichkeit – und verhindern Diskussionen im Nachhinein.
4. AGB-Kontrolle: Klarheit schützt vor Überraschungen
In der Schweiz unterliegen AGB im Streitfall einer richterlichen Kontrolle, insbesondere wenn sie gegenüber Konsument:innen verwendet werden. Dabei gelten zwei zentrale Grundsätze:
- Ungewöhnlichkeitsregel: Klauseln, mit denen Kund:innen vernünftigerweise nicht rechnen müssen, sind nicht verbindlich, wenn sie nicht speziell hervorgehoben wurden.
- Unklarheitsregel: Unklare Formulierungen werden zu Lasten des Verfassers ausgelegt.
Das bedeutet: Wer seine AGB überlädt, juristisch aufbläht oder kreative Grauzonen einbaut, riskiert am Ende das Gegenteil von Sicherheit.
Die Lösung? Klar, transparent und nachvollziehbar formulieren. Und bei ungewöhnlichen Regelungen mit einem klaren Hinweis im Vertragsschliessungsprozess arbeiten (z. B. „Bitte beachten Sie besonders...“).
5. Timing
Timing ist alles. AGB wirken nur, wenn sie zur richtigen Zeit eingebunden sind – also im Onboarding, bei der Bestellung, im Angebot oder bei der Registrierung. Wichtig ist, dass deine Kund:innen die Möglichkeit haben, sich damit auseinanderzusetzen bzw. sie einzusehen, bevor sie den Vertrag abschliessen.
6. Sprache: bitte verständlich
Gute AGB erkennt man auch daran, dass man sie versteht – ohne Abschluss in Rechtswissenschaften. Je verständlicher die AGB formuliert sind, desto eher werden sie akzeptiert – und das ist am Ende ein Gewinn für alle Beteiligten.
Konkret heisst das:
- Kurze Sätze statt verschachtelter Paragraphen
- Klare Begriffe statt juristischem Fachjargon
- Begriffe wenn immer nötig definieren (z. B. «hereinafter referred to as «xy»)
- Ein konsequenter, freundlicher, professioneller Ton
7. AGB als dynamischer Bestandteil deines Geschäfts
AGB sind kein einmal geschriebenes Dokument, das für alle Zeiten fix bleibt. Im Gegenteil: Sie sollten sich mit deinem Unternehmen mitentwickeln. Neue Leistungen, neue Zielgruppen, neue rechtliche Rahmenbedingungen – all das kann und sollte sich auch in deinen AGB widerspiegeln.
Gerade in dynamischen Geschäftsmodellen lohnt sich eine regelmässige Überprüfung: Passt das noch zu unserem Ablauf? Haben wir seit dem letzten Update neue Tools, neue Länder, neue Märkte erschlossen? Gibt es Rückmeldungen von Kund:innen, die auf Verständnisschwierigkeiten hinweisen?
Auch interne Veränderungen können ein AGB-Update nötig machen – etwa neue Abteilungen, geänderte Prozesse bei Onboarding, Support oder Abrechnung. Oder schlicht die Erkenntnis, dass sich eine frühere Klausel in der Praxis als unpraktisch erwiesen hat.
Unsere Empfehlung: Verstehe deine AGB nicht als starres Konstrukt, sondern als Teil deines unternehmerischen Fundaments, das mitwächst und gepflegt werden will. Wer seine AGB regelmässig überprüft und bei Bedarf anpasst, sorgt für Kontinuität, Klarheit und Sicherheit – nicht nur rechtlich, sondern auch operativ.
Fazit: AGB sind ein Businesstool
AGB sind oft unterschätzte Multitalente: Sie bringen Struktur ins Angebot, schaffen Fairness, beugen Streitigkeiten vor – und zeigen deinen Kund:innen, dass du dein Business ernst nimmst.
Mit gut durchdachten AGB hast du nicht einfach nur ein weiteres juristisches Dokument – du hast ein starkes Fundament für eine vertrauensvolle Kundenbeziehung.