In der Schweiz stehen in den nächsten Jahren fast 100’000 KMU vor einer Nachfolgelösung. Jedes dritte davon findet keinen geeigneten Nachfolger. Wer die Nachfolge zu spät anpackt, verpasst nicht nur finanzielle Chancen, sondern riskiert auch, sein Lebenswerk nicht in sichere Hände geben zu können bzw. seine Mitsprache vollständig aufgeben zu müssen. Im schlimmsten Fall droht sogar die Liquidation des Unternehmens.
Nachfolge ist nicht der letzte administrative Schritt, sondern ein mehrjähriges Projekt. Es betrifft nicht nur die juristische und steuerliche Struktur, sondern auch Familie, Mitarbeitende, Kunden sowie das Vermögen der Inhaber. Wer rechtzeitig beginnt, schafft sich Freiräume, prüft Alternativen und kann den Übergang aktiv gestalten. Frühzeitiges Planen ist also ein entscheidender Erfolgsfaktor.
Nachfolge als strategisches Projekt
Viele Unternehmerinnen und Unternehmer schieben das Thema lange hinaus, sei es aus Zeitgründen, weil der Alltag drängt, oder weil es emotional schwierig ist, sich mit der eigenen Rolle nach dem Rückzug zu beschäftigen. Doch gerade das frühe Aufgleisen des Projekts eröffnet Möglichkeiten. Innerhalb von fünf bis zehn Jahren lassen sich unterschiedliche Optionen seriös prüfen: Soll die Firma innerhalb der Familie übergeben werden, kommt ein Management Buy-Out infrage oder soll an einen externen Käufer verkauft werden? Wer sich diese Fragen erst kurz vor dem Ruhestand stellt, muss oft mit Kompromissen leben – sei es beim Kaufpreis, bei der Kontinuität der Mitarbeitenden oder bei der Wahrung der Unternehmenskultur.
Sinnvolle Massnahmen der Nachfolgeplanung erfordern also Zeit. Etwa lohnt sich der freiwillige Einsatz einer Revisionsstelle, wenn bisher auf diese verzichtet wurde (Opting-Out) – zumal ein Verkauf einfacher über die Bühne geht, wenn Sicherheit darüber besteht, dass die Bücher der letzten Jahre richtig geführt wurden. Auch die steuerliche Dimension hat ihre zeitlichen Tücken: Es gilt etwa eine Sperrfrist für Substanzausschüttungen durch den Käufer des Unternehmens innerhalb von fünf Jahren seit dem Verkauf, wenn dabei ein Systemwechsel erfolgt (sog. indirekte Teilliquidation). Um einen Systemwechsel handelt es sich, wenn die Unternehmung aus dem Privatvermögen des Verkäufers in das Geschäftsvermögen des Käufers überführt wird. Ebenfalls eine fünfjährige Sperrfrist besteht z. B. auch bei einer Umwandlung eines Einzelunternehmens in eine Aktiengesellschaft. Steuerlich schmerzhaft wird es also insbesondere dann, wenn der Inhaber einen früheren Ruhestand plant oder sich ihm kurzfristig eine lukrativere Verkaufsgelegenheit bietet. Wer früh plant, kann diese Hürden berücksichtigen und meistern.
Zahlen sind nicht alles – der emotionale Faktor
Eine Nachfolge betrifft immer auch Menschen. Rund 42% der KMU werden in direkter Verwandtschaftslinie übertragen, 11% an anderweitig verwandte Personen – Nachfolge spielt sich also oftmals innerhalb der Familie ab. Dabei besteht jeweils ein Spannungsfeld zweier Systeme: Auf der einen Seite die Familie mit Emotionen, Traditionen und Erwartungen. Und auf der anderen Seite das Unternehmen, das auf Leistung und Zukunftsfähigkeit ausgerichtet ist. Gibt der Gründer das Steuer aus der Hand, geht es nicht nur um Verträge, sondern auch um Vertrauen. Loslassen fällt schwer, während Nachfolger ihren Platz erst finden müssen.
Gerade diese weichen Faktoren entscheiden oft über Erfolg oder Misserfolg einer Übergabe. Unausgesprochene Erwartungen, Konflikte oder unklare Rollenverteilungen können mehr Schaden anrichten als ein schlecht strukturiertes Vertragswerk. Auch hier hilft frühzeitige und offene Kommunikation. In manchen Fällen ist es sinnvoll, externe Moderation oder eine sogenannte Family Governance einzusetzen, um die unterschiedlichen Interessen zu ordnen und gemeinsame Ziele festzulegen. So lässt sich verhindern, dass persönliche Spannungen das Unternehmen gefährden.
Die Nachfolgelücke in der Schweiz
Dass Nachfolge ein drängendes Thema ist, zeigt auch die Statistik. Ein beträchtlicher Teil der Schweizer KMU wird von der Babyboomer-Generation geführt, die auf den Ruhestand zusteuert. Eine Studie aus 2022 ergab, dass fast 100’000 KMU von einem Ü60-Management geführt werden. Gleichzeitig verschärfen Digitalisierung, Fachkräftemangel und ein veränderter Kapitalmarkt die Lage.
Doch keine Panik – das bringt auch Vorteile mit sich: Wer jetzt handelt, kann durch den Nachfrageschub an Firmenkäufen Marktchancen nutzen. Unternehmer, die proaktiv planen, können sich aus dem zunehmend kompetitiven Umfeld Vorteile sichern. Wer seine Nachfolge vorausschauend plant, hat also schlicht mehr Optionen – sei es durch einen internen Übergang, einen Verkauf oder eine Mischform. Prävention kostet zwar Zeit und Energie, doch sie ist ungleich günstiger und erfolgversprechender als etwa ein Verkauf unter Druck.
Von der Übersicht zur Umsetzung
Dieser Überblick zeigt: Unternehmensnachfolge ist ein komplexes und sensibles Vorhaben, das mehr verlangt als einen Notartermin oder einen simplen Verkaufsvertrag. Es geht darum, ein Lebenswerk in die nächste Generation zu führen – rechtlich sauber, wirtschaftlich sinnvoll und menschlich tragfähig.
Unternehmensnachfolge gelingt nicht auf den letzten Metern. Sie ist ein strategischer Prozess, der rechtzeitig angestossen werden muss und bei dem wir dich gerne begleiten. Wer fünf bis zehn Jahre im Voraus plant, kann steuerliche Gestaltungsspielräume nutzen, Konflikte in der Familie entschärfen, den Unternehmenswert steigern und eine Lösung finden, die sowohl wirtschaftlich als auch menschlich überzeugt. Kurz gesagt: Je früher du beginnst, desto grösser ist die Chance, dass dein Unternehmen auch nach dir erfolgreich bleibt.