Die rechtliche Due Diligence ist ein zentraler Bestandteil jeder Finanzierungsrunde, insbesondere wenn institutionelle Investoren involviert sind. Sie dient dazu, ein Startup in rechtlicher Hinsicht umfassend zu analysieren und mögliche Risiken aufzudecken. Aber was bedeutet das konkret? Welche Dokumente müssen offengelegt werden, und wie wirkt sich die Due Diligence auf das Investment Agreement aus? In diesem Beitrag beleuchten wir alle wichtigen Aspekte der rechtlichen Due Diligence und geben praxisnahe Tipps zur optimalen Vorbereitung.
Warum ist die rechtliche Due Diligence wichtig?
Investoren wollen verstehen, in was sie investieren. Besonders bei skalierbaren Geschäftsmodellen ist es entscheidend, dass zentrale Rechte – insbesondere Immaterialgüterrechte (Intellectual Property, IP) – tatsächlich beim Unternehmen liegen und nicht etwa bei Gründern oder externen Dienstleistern. Eine fehlerhafte oder lückenhafte Due Diligence kann dazu führen, dass sich Investoren zurückziehen oder bestimmte Vertragsbedingungen strenger ausfallen.
Während die rechtliche Due Diligence bei großen M&A-Transaktionen häufig die Investitionshöhe beeinflusst, geht es bei Seed-Finanzierungsrunden in erster Linie um Transparenz und Risikominimierung. Sie hilft, potenzielle Probleme frühzeitig zu identifizieren und durch entsprechende Vertragsklauseln abzusichern. Gleichzeitig verfolgen der Investor und das Gründerteam grundsätzlich das gleiche Interesse: Sie wollen gemeinsam Erfolg haben. Bei der Due Diligence geht es entsprechend nicht darum, dass eine Partei die andere hintergeht oder einseitig ein Risiko übernimmt, sondern man befindet sich im gleichen Boot. Transparenz sollte also ein Anliegen der Investoren wie auch der Gründer sein.
Der Ablauf der rechtlichen Due Diligence
Die rechtliche Due Diligence umfasst die sorgfältige Prüfung aller relevanten Unternehmensdokumente. Hierzu beauftragt der Investor im Rahmen einer Seed-Finanzierungsrunde in der Regel eine Anwaltskanzlei, die einen Due Diligence Report erstellt. Dieser Bericht fasst die Ergebnisse zusammen und kann Auswirkungen auf das Investment Agreement haben.
Ein klassisches Beispiel ist die Übertragung von Immaterialgüterrechten: Hat das Startup eine Software mit Hilfe eines externen Dienstleisters entwickelt, prüfen Investoren, ob eine klare vertragliche Regelung zur Übertragung der Urheberrechte vorliegt. Falls nicht, kann dies als „Closing Condition“ im Investment Agreement festgehalten werden, sodass die Rechteübertragung vor Abschluss der Finanzierung erfolgen muss.
Offenlegungssysteme: Datenraum vs. Disclosure Letter
Investoren setzen auf Transparenz. Im Investment Agreement gibt es daher sogenannte „Gewährleistungen“ (Warranties), die dem Investor Schutz bieten, falls nach der Finanzierung Unstimmigkeiten auftreten. Es gibt zwei zentrale Offenlegungssysteme:
- Offenlegung über den Datenraum: Der Investor erhält Zugriff auf einen strukturierten Datenraum, in dem alle relevanten Dokumente hinterlegt sind. Alles, was offengelegt wurde, gilt als bekannt. Falls ein Investor später Mängel reklamiert, kann das Unternehmen darauf verweisen, dass diese Informationen bereits vorlagen.
- Disclosure Letter oder Disclosure Schedules: In diesem Modell werden Abweichungen oder kritische Informationen explizit in einem separaten Dokument aufgelistet. Während dieses System in den USA Standard ist, wird in der Schweiz häufig das Datenraum-Prinzip (hier unter Ziffer 1) bevorzugt.
Welche Dokumente müssen offengelegt werden?
Um die Due Diligence effizient zu gestalten, ist eine systematische Ablage von Unternehmensdokumenten essenziell. Eine strukturierte Dokumentation erleichtert nicht nur die aktuelle Finanzierungsrunde, sondern auch spätere Exits oder Folgeinvestitionen.
Gesellschaftsrechtliche Dokumente
- Gründungsdokumente
- Handelsregisterauszug
- Kapitalerhöhungsunterlagen
- Mitarbeiterbeteiligungspläne
- Gesellschaftervereinbarungen (Shareholder Agreements)
- Geschäftsordnungen und Protokolle von Generalversammlungen und Verwaltungsratssitzungen
Finanz- und Steuerdokumente
- Jahresabschlüsse
- Steuererklärungen und Mehrwertsteuerabrechnungen
- Darlehensverträge und Wandeldarlehen
- Bankverträge und Kontoübersichten
Arbeitsrechtliche Dokumente
- Arbeitsverträge
- Bonus- und Beteiligungsvereinbarungen
- Regelungen zu Überstunden und Kündigungsfristen
Immaterialgüterrechte und Vermögenswerte
- Patente, Marken und Designs (einschließlich Anmelde- und Schutzstatus)
- Lizenzverträge
- Urheberrechtsübertragungen von Mitarbeitern und Dienstleistern
- Domäneneinträge (häufig ist die Firmen-Domain noch auf den Gründer registriert!)
Sonstige relevante Dokumente
- Verträge mit Kunden und Lieferanten
- Laufende Gerichtsverfahren oder rechtliche Risiken
Die richtige Wahl des Datenraums
Für Pre-Seed- und Seed-Finanzierungsrunden stellt sich die Frage, ob ein professioneller Datenraum notwendig ist oder ob einfache Lösungen wie Google Drive oder Microsoft Teams ausreichen. Ein professioneller Datenraum bietet den Vorteil, dass sich nachweisen lässt, welche Dokumente wann hochgeladen und von welchem Investor eingesehen wurden. In der Praxis setzen viele Startups jedoch auf einfache Cloud-Lösungen mit einem strukturierten Index der enthaltenen Dokumente. Wichtig ist in jedem Fall eine saubere Dokumentation und ein nachvollziehbarer Upload-Prozess.
Fazit: Transparenz schafft Vertrauen
Die rechtliche Due Diligence ist ein essenzieller Bestandteil jeder Seed-Finanzierungsrunde. Sie dient nicht nur dazu, Investoren eine fundierte Entscheidungsgrundlage zu bieten, sondern auch dazu, spätere Streitigkeiten zu vermeiden. Durch eine frühzeitige und strukturierte Dokumentation können Gründer den Due Diligence-Prozess erheblich erleichtern und das Vertrauen potenzieller Investoren stärken.
Praktische Tipps für Gründer:
- Frühzeitig Dokumente systematisch ablegen, um im Finanzierungsprozess keine Zeit zu verlieren.
- Offenlegung als Vorteil nutzen: Je transparenter das Unternehmen ist, desto besser lassen sich Risiken managen.
- IP-Rechte klären: Besondere Aufmerksamkeit gilt den Immaterialgüterrechten – Investoren erwarten, dass diese vollständig beim Unternehmen liegen.
- Einen Datenraum vorbereiten: Ob Google Drive oder eine professionelle Lösung – die Dokumente sollten sauber strukturiert und leicht zugänglich sein.
Durch eine sorgfältige Vorbereitung der rechtlichen Due Diligence können Gründer nicht nur Investoren überzeugen, sondern auch langfristig eine solide Basis für weiteres Wachstum schaffen.
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